MATTEO IACHINO HOLT ZWEITEN WELTMEISTERTITEL – IM INTERVIEW

MATTEO HOLT ZWEITEN PWA-TITEL

Die jüngsten Nachrichten aus der Welt des Windsurfens hatten es in sich. Der jüngste Stop der PWA World Tour in Japan bot das gesamte Spektrum:

Action, Stürze, Höhen und Tiefen, Drama, was will man mehr.

Das Endergebnis bescherte dem Severne-Fahrer Matteo Iachino seinen zweiten PWA-Weltmeistertitel, aber die Umstände brachten Kontroversen und Zweifel mit sich, die die Gültigkeit von Matteos Titel in Frage stellten.

Letztendlich waren sowohl Matteo als auch sein Hauptkonkurrent Johan Søe aus Dänemark vor dem letzten Tag des Events punktgleich in der Weltrangliste, aber aufgrund einer Disqualifikation fiel Johan in der Rangliste zurück und ebnete damit den Weg für Matteos Titel.

KONTROVERSE AUFGEDECKT

Der Grund: Nach Angaben der PWA entsprach eines der Segel von Johan Soe nicht den Werksspezifikationen, was zu seiner Disqualifikation von der Veranstaltung führte.

DIE REAKTIONEN

Inmitten der Kontroverse begannen Gerüchte zu kursieren, und es wurde mit den Fingern in alle Richtungen gezeigt. In den Tagen nach der Veranstaltung gaben die PWA, Matteo und Johan Erklärungen zu den Ereignissen in Japan ab.

Wir haben Matteo ein paar Fragen gestellt, um mehr über die nervenaufreibende Erfahrung zu erfahren, die er am letzten Tag in Japan gemacht hat, und um seine Reaktion auf den Gewinn eines weiteren Weltmeistertitels zu erfahren.

MATTEO’S PERSPEKTIVE

In diesem exklusiven Interview teilt Matteo seine Gedanken über den Verlauf der Veranstaltung, aber auch seine Sicht auf zukünftige Rennen mit.


SV: MIT WELCHEN EMOTIONEN MUSSTEST DU WÄHREND DER VERANSTALTUNG IN JAPAN UMGEHEN? DAS RENNEN UM DEN TITEL WAR SEHR ENG, UND VON AUSSEN BETRACHTET WAR ES EINE ZITTERPARTIE.

Matteo: „Es war ein hartes Rennen. So wie schon die ganze Saison über. Windsurf-Rennen sind nervenaufreibend.“

SV: DAS IST DEIN ZWEITER TITEL. DER LETZTE WAR IN 2016, UND DU WARST SCHON OFT SEHR NAH DRAN. WIE FÜHLT SICH DAS FÜR DICH AN?

Matteo: „Es fühlt sich einfach unglaublich an. Nachdem man in vielen Jahren so kurz vor dem Titel war, ist es etwas Besonderes. Und ihn zusammen mit Blanca zu gewinnen, ist nochmal die Steigerung.“

SV: DAS DIESJÄHRIGE TITELRENNEN WURDE AM LETZTEN RENNTAG UND BIS ZUR LETZTEN MINUTE ENTSCHIEDEN. ES WURDE BEKANNT, DASS DEIN RIVALE JOHAN SOE DISQUALIFIZIERT WERDEN WÜRDE UND DER TITEL DIR GEHÖRT. WAS WAR DEINE ERSTE REAKTION AUF DIESE ANKÜNDIGUNG?

Matteo: „Die Emotionen waren so stark, dass es schwer ist, sich daran zu erinnern. Es waren so viele Jahre Arbeit und Hingabe nötig, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Wir waren punktgleich mit Johan und die Entscheidung hing von einigen Regeln ab.“

DIE DISQUALIFIZIERUNG VON JOHAN SOE HAT ZU KONTROVERSEN FRAGEN GEFÜHRT. WIE GEHST DU MIT ETWAIGEN BEDENKEN ODER SKEPSIS BEZÜGLICH DER UMSTÄNDE DES TITELS UM?

Matteo: „In einem normalen Szenario, in dem jede Partei ein faires Spiel gespielt hätte, wären wir in der Weltrangliste punktgleich gewesen. Bei dem Wettbewerb in Japan lag ich etwas mehr als 3 Punkte hinter dem ersten Platz. Hätte ich die Modifikationen, die wir für unsere 2024er-Rennsegel vorgenommen haben, auf meine 2023er-Segel übertragen, wäre ich in einer viel besseren Position gewesen, um diese Punkte und mehr während des gesamten Japan-Wettbewerbs zu gewinnen. Aber ich hatte dieselben Segel, wie schon die ganze Saison über, die wir vor einem Jahr angemeldet hatten, und ich habe mich an die Regeln gehalten. Wenn ich mit meinem Material machen könnte, was ich will, dann würde man sehen, wie sich das Material und meine Geschwindigkeit von Event zu Event verbessern.“

SV: WAS WÜRDEST DU DENJENIGEN SAGEN, DIE KLEINE ÄNDERUNGEN NICHT ALS GRUND FÜR EINE DISQUALIFIKATION ANSEHEN?

Matteo: „Wenn wir testen, verändern wir die Panels um 0,5/0,8 cm, indem wir sie schließen oder öffnen, und das macht einen großen Unterschied. Bei dieser Gelegenheit in Japan ging es um ein Segel, dessen Paneele um mehr als 2 cm geöffnet und geschlossen worden waren. Das ist eine enorme Veränderung. Es ist, als würde man mit einem anderen Segel konkurrieren. Es zwingt den Mast, anders zu arbeiten, und der Twist des Segels ändert sich ebenso wie seine Beschleunigung und Geschwindigkeit. Dieses Segel wurde in Japan verwendet und war die ganze Saison über im Einsatz. In einem Profisport, in dem wir alle nach denselben Regeln spielen, ist für so etwas kein Platz. Es ist, als würde man Schach spielen und einer der Spieler hat zwei Damen.“

SV: WAS DENKST DU, WIE MAN SOLCHE SITUATIONEN IN ZUKUNFT VERMEIDEN KANN?

Matteo: „Die PWA hat einen guten Job gemacht. Die Kontrollen haben für die Top 5 stattgefunden und wir konnten alle mit unseren Segeln in den eingetragenen Spezifikationen gefunden werden – abgesehen von diesem einen Segel. Ich hoffe, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passieren wird, denn wir werden uns alle an die Regeln halten, die wir zum Wohle des Sports, den wir lieben, gewählt haben.“

SV: WENN DU ÜBER DEINE WINDSURF-KARRIERE NACHDENKST, WELCHE LEHREN HAST DU AUS DIESER ERFAHRUNG GEZOGEN UND WIE DENKST DU, DASS SIE DEINE HERANGEHENSWEISE AN ZUKÜNFTIGE WETTKÄMPFE BEEINFLUSSEN WIRD?

Matteo: „Ich werde nichts ändern. Ich werde weiter pushen und trainieren wie bisher und ich werde mit dem Gedanken zu den Wettkämpfen gehen, dass wir alle ein faires Spiel spielen. Ich glaube, dass es von jetzt an ein faires Spiel sein wird.“

SV: NACH EINEM INTENSIVEN JAHR UND DEM INTENSIVEN LETZTEN WETTKAMPF, IST ES JETZT ZEIT, SICH ZU ENTSPANNEN?

Matteo: „Es ist auf jeden Fall Zeit zum Entspannen. Ich bin jetzt für ein paar Tage in Tokio und genieße Japan und seine Kultur mit Blanca.

SV: WAS SIND DEINE PLÄNE FÜR DEN KOMMENDEN EUROPÄISCHEN WINTER?

Matteo: „Ich werde mit Blanca ab Weihnachten nach Teneriffa fahren und dort bleiben, um das Windsurfen zu genießen und bis April zu trainieren.“

SV: ES GIBT GERÜCHTE, DASS SICH DIE PWA FÜR 2024 VON FIN UND FOIL TRENNEN KÖNNTE. WAS BEDEUTET DAS DEINER MEINUNG NACH FÜR DIE TOUR?

Matteo: „Ich denke, das könnte eine gute Idee sein. Es ist gut, mit Finnen und Foil zu fahren, und jetzt ist es eine reine Foil-Tour geworden. Die Finne macht so viel Spaß und ist so physisch und es wird interessant sein zu sehen, wer im Moment der beste Finnenfahrer ist.“

SV: FREUST DU DICH AUF DIE RÜCKKEHR DER FINNENRENNEN?

Matteo: „Ja, das tue ich. Ich bin mit Finnenrennen aufgewachsen und habe immer noch viel Spaß auf der Finne, besonders bei starkem Wind.“

SV: WO WÄREN FINNENRENNEN REALISTISCH?

Matteo: „Ich denke und hoffe, in Starkwindgebieten wie auf den Kanaren. Mit dem mittelgroßen und kleinen Brett macht es uns super viel Spaß, Rennen zu fahren und für die Leute, die zuschauen auch.“

SV: WIE SEHEN DIE VORBEREITUNGEN FÜR DEN WELTMEISTERTITEL 2024 AUS?

Matteo: „Hahaha, ich will es jetzt ein paar Wochen lang ruhig angehen lassen, aber ich werde so schnell wie möglich zu meiner Routine zurückkehren. Meine Ziele haben sich nicht geändert. Ich habe endlich den zweiten Weltmeistertitel geholt. Jetzt will ich den dritten.“

Vielen Dank an Matteo für diese Einblicke und herzlichen Glückwunsch zum Gewinn eines weiteren Titels. Im Laufe der Jahre war Matteo unglaublich nah an mehreren Weltmeistertiteln dran, und wir sind sicher, dass wir ihn in den kommenden Jahren ganz vorne bei den Wettbewerben sehen werden.

Weitere Erklärungen von Matteo könnt ihr auf seinem Instagram Kanal lesen und die offizielle Erklärung der PWA zu den Ereignissen in Japan gibt es hier.